Kater Atze

atze6Atze auf dem Dach 

 
Anfang des Jahres 2003 wurden wir zu Hilfe nach Köln-Mauenheim gerufen.
Dort hatte sich eine schwarze Mutterkatze mit ihren Halbwüchsigen an einem Genossenschaftswohnblock niedergelassen und wurde von einem tierlieben Paar seither gefüttert. Die Katzen kamen inzwischen sogar zu ihnen auf den Balkon, anfaßbar waren sie jedoch nicht. 
Wir fingen die 3 Tiere ein, ließen sie kastrieren und brachten sie an diese Stelle wieder zurück.
 
Dann kam jedoch der übliche Ärger, Nachbarn und Hauseigentümer wollten die Katzen dort nicht haben, jeder regte sich nur auf und den ganzen Ärger ab bekamen die freundlichen Menschen, die sich als einzige überhaupt vor Ort gekümmert hatten. Die Sache eskalierte irgendwann und Markus und Cornelia suchten sich eine neue Wohnung und mitkommen dorthin sollten auf jeden Fall die Mutterkatze Rosi, Kater Atze und sein Bruder Kater Uschi (hier herrschte Anfangs eine Geschlechterverwechslung, aber der Name blieb….).
 
Nun hieß es nach knapp einem halben Jahr, alle 3 Katzen erneut einzufangen, was gar nicht so simpel war. Rosi konnte  im Wohnzimmer per Hand gefangen werden, Kater Uschi ging freundlicherweise nach mehreren Stunden nochmals in die Katzenfalle, nur Atze verschanzte sich im Keller und dort führte der Handfang zu üblen Bisswunden bei meinem Lebensgefährten.
 
Was wir nicht für möglich hielten gelang … die 3 lebten sich im neuen Zuhause, einer Dachgeschosswohnung mit Terrasse an der Neusser Straße wunderbar ein.
Markus und Cornelia waren so quasi über Nacht stolze Katzenbesitzer geworden, Rosi und ihre Kater hatten ein Zuhause und waren vor Anfeindungen sicher. 
So weit war alles gut, bis zu dem Tag, an dem die Terrasse mit einem neuen Boden verlegt werden sollte. 
Aus irgendeinem Grunde hat sich Atze durch die lauten Holzarbeiten so erschreckt, dass er von der Terrasse aufs bekieste Nachbarflachdach floh und von dort aus über die Dachterrassenbrüstung ein Haus weiter auf das Spitzdach sprang, welches über 2 m tiefer lag als das Flachdach „seines“ Hauses.
 
Markus und Cornelia bemerkten schnell, dass Atze fehlte und stellten dann zu ihrem großen Schreck fest, dass dieser vom Dachgiebel den Weg herunter bis zu den Fenstergauben bzw. einem kleinen Stück Flachdach am Haus gesucht hatte. Dort rannte er nun hin und her und überquerte immer wieder das Spitzdach.
 
Wir wurden zu Hilfe gerufen und sahen uns zunächst dem Problem ohne Lösung gegenüberstehen.
 
Der Weg aufs Nachbardach führte für uns, bedingt durch den großen Höhenunterschied, nur durch das Nachbarhaus selbst. Dort machten wir dann zu unserem großen Glück einen netten Dachgeschossmieter ausfindig, der uns nicht nur Einlass in seine Wohnung gewährte, sondern uns sogar seinen Wohnungsschlüssel aushändigte, denn die „Aktion Atze“ schien sich nicht innerhalb von Stunden zu lösen. Leider lag seine Wohnung nicht direkt an der Hauswand von Atzes Zuhause, sondern zur anderen Seite hin, aber zumindest nach hinten raus, sonst hätten wir wahrscheinlich auf der Neusser Straße für einen Volksauflauf gesorgt. Es blieb uns bzw. mir nichts anderes übrig als zum Küchenfenster raus zu klettern und auf Knien in der Dachrinne an der Hauswand entlang den Weg zu der kleinen Flachdachebene zu suchen. Mein Lebensgefährte Günter hatte zwischenzeitlich eine Katzenfalle sowie einen einigermaßen windsicher hergerichteten Transportkorb in Markus und Cornelias Wohnung geschafft, an Seilen festgeknotet und erwartete mein Ankommen. 
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Ich rutschte also auf Knien, eine Gabel, eine Dose Thunfisch und einen Futternapf vor mir herschiebend in der Dachrinne lang, guckte hin und wieder mal runter und entschied, dass der Blick vom 5. Stock aus ohne Sicherung schlecht für meine Nerven ist und es sinnvoll wäre die Strecke schnell hinter mich zu bringen. Der nette Dachgeschossmieter rief von hinten ich möge vorsichtig sein, mein Lebensgefährte gab mir vom höher gelegenen Flachdach aus den Ratschlag nicht abzurutschen. In der Mitte der Strecke hatte sich eine Pfütze gebildet, was den Weg weder sicherer noch freundlicher gestaltete, zumal sich beim Durchqueren derselben meine Jeans und meine Turnschuhe mit Wasser vollsogen, auch der direkt dahinter hochgehende Kamin machte den Weg nicht attraktiver, im Gegenteil es war verflixt eng dort. Mir kam in den Sinn für solche Expeditionen irgendwann einmal zu alt zu sein oder zu vernünftig oder besser noch beides ……
 
Irgendwann kam ich auf dem kleinen Plateau an und konnte die Falle sowie den Transportkorb, die von oben herab an Seilen baumelten in Empfang nehmen und aufbauen. Von Atze war auf dieser Dachseite nichts zu sehen, mehr tun konnte ich auch nicht, so dass ich in Ermangelung einer besseren Möglichkeit auf allen Vieren den Rückweg entlang der Dachrinne antrat. 
 
Wir hinterließen direkt am Fenster des netten Mieters auch noch etwas Futter, ich triefte ihm mit meinen vollgesogenen Hosen die Küche zu und hinterließ inzwischen Schlammspuren. Das Küchenfenster wurde extra offengelassen und mit den Schlüsseln für diese Wohnung sowie von Markus und Claudia verließen wir dann erst einmal das Haus.
Nachmittags, am frühen Abend und am späten Abend sahen wir auf dem Dach nach und durften feststellen, dass Atze nicht zu sehen war. Die Falle war offen, kein Futter gefressen.
 
Am nächsten Tag die gleiche Situation ….. so ging das also nicht.
 
Wir sahen Kater Atze einmal auf der Dachseite zur Neusser Straße hin und hatten Panik, dass der inzwischen wohl völlig ausgekühlte und regennasse Kater irgendwann einen Sprung sonstwohin versuchen würde.
 
Mir fiel nichts mehr ein, ich war inzwischen schon mehrfach zum Fenster raus und zur kleinen Terrasse hingerobbt um heißen Hähnchen und alles erdenkliche Lockfutter in die Falle zu tun, es half nichts. Atze kannte die Falle, er würde so schnell in dieses Ding nicht mehr hineingehen.
 
Abends bei mir in Küche kam Günter eine Idee, er plante eine Art Leiter für Atze zu bauen, beginnend auf dem Spitzdach des Nachbarhauses, stufenweise hochgehend bis zu Atzes bekanntem Flachdach. Gute Idee … fand ich und während ich noch überlegte womit man so etwas bauen soll hatte ich in meiner Küche ein hölzernes Flaschenregel weniger stehen. Ich würde es auch nie wieder hinstellen können, denn zunächst sägte Günter die Beine passend. Wir fanden in unseren Kellern dann noch ein weiteres großes Wandregal welches im unteren Bereich um einen Aufsprung erweitert wurde sowie Holzleisten. Alles andere mussten wir vor Ort passend bauen.
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Mit diesem Kuriosum an Holzteilen, Schrauben, Akkubohrer und ähnlichem schlugen wir am nächsten Morgen also wieder vor Ort auf und schleppten alles in den 5. Stock, über die Terrasse, über die Abtrennung auf die nachbarliche Kiesterrasse und bauten es dort zusammen.
Günter schaffte es, das komplette Gestell in einem Stück von oben herunter auf dem Spitzdach so zu platzieren, dass es eingehängt an der oberen Brüstung absolut sicher und fest hielt. 
 
Während er alles zusammenpackte und die Wohnung verschloß lief ich nochmals in die Dachwohnung des Nachbarhauses, zum Küchenfenster raus, robbte auf der Dachrinne wieder entlang (ich krabbelte den Weg inzwischen fast im Schlaf….) um die Falle erneut mit Futter zu bestücken und triefte und schlammte nach dem Rückweg wieder die Küchenzeile des netten Dachgeschossmieters voll, es hatte geregnet und die Pfütze war voller denn je. Wir glaubten zwar nicht mehr an den Erfolg der Katzenfalle aber, wer konnte es wissen.
 
Wir telefonierten mit Markus und informierten ihn über den Aufbau und darüber, dass wir jetzt nur noch abwarten konnten. Kater Atze hatten wir gesehen, der arme Kerl kauerte verschüchtert auf der Gaube zur Straße hin und muckte sich nicht mehr. Er tat mir grottenleid.
 
Bewohner der gegenüberliegenden Häuser auf der Neusser Straße hatten indessen auch unser Treiben auf dem Dach bemerkt und ich hoffte nur, dass niemand die Feuerwehr alarmierte und unseren Aufbau damit gefährdete. Weiter hoffte ich, dass dieser hielt und Kater Atze ihn zu nutzen wissen würde.
 
Am nächsten Morgen war der erste Weg von Markus und Claudia wie immer in die Küche um die Katzentruppe zu füttern. Pünktlich standen dort zum Futterfassen Mutterkatze Rosi, Kater Uschi und ….. Atze ! Er stand dort und kein Wässerchen konnte ihn trüben, als wäre er niemals weg gewesen, einzig und alleine sehr hungrig war er und fiel übers frische Futter her.
 
Atze hatte den Weg gefunden !
 
Uns blieb nur noch unseren Aufbau möglichst schnell wieder zu entfernen, mir der letzte Weg zum Küchenfenster des Nachbarhauses hinaus, auf der Dachrinne wieder entlang, durch die sich immer frisch füllende Pfütze durch um den im Weg stehenden Kamin herum, um unsere Katzenfalle und den Transporter auf der kleinen Terrasse an das Seil zu binden, damit diese Teile wieder aufs höher gelegene Flachdach gezogen werden konnten und dann alle ausgeliehenen Schlüssel an die Wohnungsinhaber zurückzugeben.
 
Ich habe seitdem eine starke Abneigung gegen Regenrinnen im 5. Obergeschoss und konnte mich bis zum Jahre 2006 auch davor drücken Kölner Dächer zu betreten. Aber irgendwann ist es dann immer wieder so weit ……
 
Gabriela Kelterbaum - 5. Dezember 2008
 

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